Die große Theater-AG spielt „Die Kolonie“
Der Blaue Planet ist seit langem geplagt von Krisen: vernichtende Kriege, beängstigende Pandemien, zerstörerische Umweltkatastrophen, herabwürdigender Rassismus – da liegt der Gedanke nahe sich ein neues Zuhause zu suchen.
Der Rote Planet wurde aus diesen Gründen schon vor Jahren kolonisiert, Siedlungen wurden gebaut, es entstand sogar eine Art Freundschaft zwischen den Marsianern und den Ankömmlingen.
Aber der Mensch bringt immer sein „Gepäck“ mit – nicht nur Materielles wie die Lieblingstasse oder ein Geldbündel, sondern auch im menschlichen Charakter Eingeschriebenes: „Eifersucht, Beleidigungen, Herabwürdigung, Bevormundung, Ablehnung“, wie es im Stück heißt.
Die Ankömmlinge verstehen nicht, dass sie im Begriff sind eine uralte Kultur zu zerstören, indem sie ihre eigene, symbolisiert durch den „Kartoffelsalat“ und „Omas Kochbuch“, als die bessere darstellen.
Er hat mal versucht ihnen beizubringen, wie man Kartoffelsalat macht – das ging aber wohl erwartungsgemäß völlig schief! Das muss ihnen nur einer richtig zeigen… Ich kann gut kochen und hab auch das Rezeptbuch meiner Oma dabei. Das ist alles so einfach beschrieben, das checken sogar die Marsianer. Sie sollen ja nicht so helle sein.
Das Fremde muss unsichtbar gemacht werden: „Wir stecken sie einfach in den großen roten Krater und bauen eine hohe Mauer drum herum.“
Die menschliche Geschichte kennt viele Beispiele.
Die Koffer im Stück sind ein doppeldeutiges Sinnbild: für Aufbruch zu Neuem einerseits und für Festhalten am Alten andererseits. Am Ende sind sie mit Blut beschmiert, das Experiment „Neuanfang“ ist gescheitert und die entsetzten Menschen können nur noch zusehen, wie die Kolonisierten zur Konfrontation übergehen.
Ein offenes Ende?
Entstehung des Stückes
Das Stück sollte auf dem Mars spielen. Das war die zunächst nicht ganz ernst gemeinte Idee, aus der sich dann nach und nach unser Stück entwickelte.
Es sollte keine Komödie sein. Es sollte Themen, die uns alle beschäftigen, aufgreifen. Es sollte aber auch eine Prise Mystery und Horror mit einer durchgeknallten Hauptfigur haben und an einem klaustrophobischen Ort spielen. Schon waren die Zutaten zum Stück gefunden.
Die Frage: „Warum sind diese Personen an diesem geheimnisvollen Ort?“ wurde zum Ausgangspunkt für die von den Spielerinnen selbst geschriebenen Monologe, in denen sie dem Publikum auf diese Frage direkt „auf Augenhöhe“ antworten und dieses so mit ins Geschehen hineinziehen.
Der menschliche Wunsch nach Freiheit, Respekt und Würde sind Antriebsfeder für die Reise in eine erhoffte bessere Welt.
Aber die menschliche Geschichte zeigt immer wieder, wozu der eigene Freiheitswunsch führen kann.
Die achtköpfige Theatergruppe unter Leitung von Lehrerin Regine Schöttge feierte mit ihrem eigenen Stück am 25. Juli Premiere im Alten Theater, am 27. Juli fand zudem eine Schülervorstellung statt.
Regine Schöttge
Fotos: FAG