Mary Shelleys Frankenstein
„Darf der Mensch alles tun, was ihm möglich ist?
Darf er in die Schöpfung eingreifen?
Darf er gar „Gott“ spielen?“
Diese Fragen waren der Anlass, warum sich die Große Theater-AG im vergangenen Schuljahr mit dem klassischen Science-Fiction-Roman „Frankenstein“ von Mary Shelley (1797-1851) aus dem Jahr 1816 beschäftigte.
Die Schülerinnen und Schüler wagten sich an einen komplexen Stoff, den die Lehrerin und Theaterleiterin Regine Schöttge für die Bühne adaptiert hatte. Zusammen mit der Regieassistenz der drei Lehrerinnen Barbara Friske, Vera Wegelin und Katharina Thieler gelang es die Handlung in die spannende Entstehungsgeschichte des Romans einzubetten.
Die junge Dichterin begann mit nur 19 Jahren im Jahre 1816 ihren berühmten Roman „Frankenstein“ zu schreiben. Es war das Jahr ohne Sommer, da der Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien das Wetter weltweit beeinträchtigte und es zu Unwettern, Missernten und Hungersnöten kam.
Mary Shelley und ihre Schriftstellerfreunde vertrieben sich diese, von schlechtem Wetter geprägte Zeit, mit einem Schreib-Wettbewerb: Wem würde es gelingen, den besten Schauerroman zu verfassen? Und so entstand Marys Beitrag „Frankenstein“, der erste Science-Fiction-Roman der Weltliteratur.
Dieses tatsächliche Ereignis bildet die Rahmenhandlung des Theaterstückes, indem es die Schreibsituation der Autorin auf unterhaltende Weise aufgreift. Hinzu kommt der Inhalt des Romans: „Es geht im Kern nicht um ein schauriges Monster, das Dr. Frankenstein aus Leichenteilen geschaffen hat, sondern um eine von der Gesellschaft ausgestoßene Kreatur, die menschliche Wärme und Nähe sucht, aber wegen ihres abschreckenden Äußeren immer wieder Ablehnung erfährt. …und um mögliche Grenzen des menschlichen Handelns…“, erklärte Regine Schöttge.
Die Aufführungen, die am 23. und 25. Juli im Alten Theater stattfanden, zeigten auf überzeugende Weise, wie relevant und aktuell die Themen des „Frankenstein” auch heute sind, in einer Zeit, in der ethisch-moralische Grenzen immer wieder neu definiert werden müssen, da die Wissenschaft mit rasantem Tempo fortschreitet. Und so paart sich auch heute noch die Faszination, die von einem künstlich geschaffenen Menschen ausgeht, mit der Grausamkeit, wenn die Verantwortung für dieses Leben nicht angenommen wird.
Am Ende des Stücks verkündet das Zeitungsmädchen Errungenschaften der neuen Zeit: Cyborgs, Klone, künstliche Intelligenz – sind wir heutzutage eher bereit als Dr. Frankenstein die Verantwortung für unsere Handlungen zu übernehmen?
Die Schauspielerinnen und Schauspieler der Theater-AG schafften es auf alle Fälle auf sehr packende Weise auf dieses immer aktuelle Thema hinzuweisen.
Der große Applaus zeigte, dass sie einen Nerv getroffen hatten.
Lorenta Dacaj (KS1) PAG, Regine Schöttge
Fotos: FAG