Salvete! …bei der Lateinfachschaft des Hans und Sophie Scholl-Gymnasiums
„Non scholae, sed vitae discimus.“ Nicht für die Schule, sondern für’s Leben lernen wir.
Dieses Zitat, das in seiner Abwandlung aus Senecas Epistulae bekannt ist1, kann in dieser Ausformung sinnbildlich für den Lateinunterricht stehen. Im Lateinunterricht werden ganzheitlich Kompetenzen und Fähigkeiten sowie Inhalte geschult, gefördert und gefordert – das Unterrichtsfach Latein stellt eine ‚Schulung für‘s Leben‘ dar.
Die römische Kultur und Lebenswelt bildet die Grundlage unserer heutigen Kultur und bietet so Fremdes im Vertrauten. Man lernt zu verstehen, wieso unsere Welt so „tickt“, wie sie „tickt“. Im Lateinunterricht wird der Zugang zur Antike eröffnet und dabei werden existentielle Fragen des menschlichen Daseins aufgegriffen – Fragen, die die Menschheit seit jeher interessiert und beschäftigt haben: Was bedeuten Liebe und Tod für den Menschen? Wie gehe ich mit meinen Mitmenschen um? Wie werden Konflikte gelöst? Was bedeutet Glück?
Indem man sich mit den antiken Antworten auf diese Fragen auseinandersetzt, hinterfragt man auch heutige Meinungen kritisch und öffnet den Blick für Neues, was die selbständige Urteilsfähigkeit, Toleranz und wechselseitigen Respekt fördert.
Schülerinnen und Schüler werden im Lateinunterricht ständig mit für sie zunächst fremden Kulturen und Werten konfrontiert und setzen sich mit ihnen auseinander. Das geht über ganz konkretes Kennenlernen der römischen Lebens- und Alltagswelt mit ihren Mythen und Erzählungen in den unteren Klassen bis zur kritischen Auseinandersetzung in der späten Mittel- und Oberstufe. Auf diese Weise passt sich das Fach stark in unsere Ausrichtung als UNESCO-Projektschule ein: Lateinunterricht ist per se interkulturelles Lernen und fördert das Fremdverstehen. Die Beschäftigung mit 3000 Jahren Geistesgeschichte schafft einen größeren Horizont. Wer nur die jüngste Zeit überblickt, kann niemals kritische Distanz zum zeitgenössischen gesellschaftlichen und politischen Geschehen entwickeln. Der Lateinunterricht bietet genau diese Distanz.
Neben diesen Grundprinzipien werden auch konkret sprachliche und logisch-formale Fähigkeiten im Lateinunterricht gefördert und gefordert.
In einer hochtechnisierten Gesellschaft kommt es darauf an, Zusammenhänge zu erfassen, Analogieschlüsse zu ziehen und diese Erkenntnisse kreativ umzusetzen. Diese Fähigkeiten werden von Abiturientinnen und Abiturienten erwartetet. Genau diese Fähigkeiten sind es, die im Lateinunterricht entwickelt und geübt werden: Latein als „Denksport“. Die Kernkompetenz, die im Lateinunterricht vermittelt wird, ist, sich auf „das Fremde“ und mögliche Probleme einzulassen, sich damit zu beschäftigen und Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln.
Daneben leistet Latein als erste Universalsprache der Welt Hilfestellung in vielen modernen Fremdsprachen, sei es durch grammatikalische Kenntnisse oder Fremd- und Lehnwörter. Durch die Genauigkeit der lateinischen Sprache und die Unterrichtsprache Deutsch im Lateinunterricht wird die Sprachkompetenz, die Fachsprache und das Ausdrucksvermögen der Schülerinnen und Schülern gefördert und gefordert. Somit vermittelt der Lateinunterricht Schlüsselkompetenzen für den Erfolg in Schule und Studium.
Latein am Hans und Sophie Scholl-Gymnasium
Das Hans und Sophie Scholl – Gymnasium steht für einen modernen und methodisch abwechslungsreichen Lateinunterricht. Ein besonderes Anliegen des Lateinunterrichts ist es, den Schülern die Aktualität und die Bedeutung der lateinischen Texte für das eigene Leben aufzuzeigen – quid ad nos? Was haben 2000 Jahre alte Texte uns bis heute zu sagen. Hier kommen wieder – gemäß neuester fachdidaktischer Erkenntnisse – die existentiellen Fragen des Menschseins zum Tragen.
In den Klassen 6-8, der Spracherwerbsphase, in der mit dem Lehrbuch Pontes (Klett-Verlag) gearbeitet wird, findet die Annäherung an die römische Welt konkret über Vergleichswerte wie der Familie oder Schule statt. Diese Phase dient zudem dem Aufbau eines Grundwortschatzes und der Einführung, Einübung und Festigung der lateinischen Grammatik. Ab Klasse 9 beginnt am Scholl die Originallektüre, in der die Interpretationsfähigkeiten in den Vordergrund rücken. Die behandelten Themen gehen dabei einher mit den sich wandelnden Interessen der Schülerinnen und Schülern: Freundschaft, (erste) Liebe, Erwachsenwerden, Werte und Normen, Philosophie. In dieser Phase steht die Entwicklung von Empathie und Fremdverstehen, von Wertehaltungen und -urteilen gemäß unseres UNESCO-Curriculums ebenfalls im Fokus.
Neben dem regulären Unterricht bereichern kreative Projekte, wie beispielsweise römisches Kochen und Essen, die Erstellung von Profilen in sozialen Medien für literarische Figuren oder kurze Theatersequenzen den Unterricht. Hierbei kann man in die faszinierende Welt der Antike mit ihren Göttererzählungen und den großen Namen wie Caesar und Augustus, sowie die heute fremde Lebensweise mit Gastmählern und Wagenrennen eintauchen.
Die Überreste dieser antiken Lebensweise können heute noch besichtigt und bewundert werden, vor allem in Rom oder Pompeij – aber auch hier in Deutschland, in Trier, Köln oder auch vor unserer Haustür im UNESCO-Weltkulturerbe, dem Limesmuseum in Aalen. Um ganzheitliches Lernen zu ermöglichen und die Welt der Antike lebendig werden zu lassen, finden in jeder Jahrgangsstufe fest verankerte Exkursionen für die Lateinklassen des Scholls statt.
In Klasse 6 steht das römische Alltagsleben im Zentrum – hier findet eine Exkursion in die Villa rustica in Hechingen/Stein oder zur römischen Siedlung Cambodunum, das heutige Kempten, statt, die auch Einblicke in die archäologische Arbeit bieten. In den Klassen 7/8 werden die römischen Provinzen und ihre Verwaltung auf einer Exkursion ins Limesmuseum in Aalen näher betrachtet. In den Lektüreklassen 9/10 steht eine Exkursion in die Glyptothek in München und damit ein vertiefender Einblick auch in die Kunstgeschichte an.
Am Hans und Sophie Scholl – Gymnasium kann Latein als zweite Fremdsprache ab Klasse 6 gewählt werden. Nach Klasse 10 kann das Latinum erreicht werden. Das Latinum ist immer noch Voraussetzung für einige Studienfächer. In der Kursstufe kann Latein als Leistungskurs 5-stündig oder als Basisfach 3-stündig belegt werden. Wird Latein in der Kursstufe weiter belegt, wird das große Latinum erworben. Ab Klasse 10 besteht auch die Möglichkeit einer Teilnahme am Landeswettbewerb Alte Sprachen der Stiftung Humanismus heute, bei dem Studienstipendien vergeben werden.
Stundentafel
Die Stundentafel des Hans und Sophie Scholl-Gymnasiums finden Sie hier.
Bildungsplan Latein
Den Bildungsplan für das Fach Latein finden Sie hier.
Weiterführende Links
Weitere Informationen zur Sprachwahl Latein finden auf der Seite des Kultusministeriums und der Regierungspräsidien.
Interaktive Sprach- und Wortschatzübungen finden sie auf der Seite des Landesbildungsserver BW.
Berichte
Statuenköpfe werden schon mal ausgetauscht
Die Lateiner im Limesmuseum in Aalen Die Vorfreude ist bei allen groß: den diesjährigen achten und neunten Klassen mit Latein als Fremdsprache war es aufgrund des Lockdowns bisher nicht möglich einen Ausflug ins Limesmuseum nach Aalen zu unternehmen – doch am 12. Juli sollte dies nachgeholt werden. Es ist ein schöner sonniger Tag, die Lateiner treffen sich mit ihren begleitenden Lehrern Carina Winter, Paul Römer und Larissa Vöst vor der Schule, ein zweistöckiger Bus steht schon bereit und verschlingt wie ein riesiger Wal die ganze Meute. Nach einer einstündigen Fahrt öffnet er sein Maul erneut und alle stehen vor den…
Juvenes Translatores
Junge Übersetzungstalente zeigen ihr Können Der Wettbewerb „Juvenes Translatores“ (lateinisch für „junge Übersetzer“) wird seit 2007 alljährlich von der Generaldirektion „Übersetzung“ der Europäischen Kommission ausgerichtet. Er fördert das Erlernen von Fremdsprachen in der Schule und gewährt jungen Menschen einen Einblick in die Tätigkeit des Übersetzens. Der Wettbewerb richtet sich ausschließlich an die Sekundarstufe, in diesem Schuljahr an die Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 2004. Er findet EU-weit zeitgleich an allen ausgewählten Schulen statt. Auch das Hans und Sophie Scholl-Gymnasium stellt in diesem Schuljahr drei Teilnehmerinnen aus der Kursstufe 2: Wolf Sauter, Hannah Jäger und Maria Eichwald (Bild unten v.l.n.r.; ganz…
Landeswettbewerb Alte Sprachen (Stiftung Humanismus heute)
Der Landeswettbewerb Alte Sprachen ist ein Einzelwettbewerb für interessierte (altsprachliche) Schülerinnen und Schüler ab Klasse 10 und wird bereits seit 40 Jahren von der Stiftung Humanismus heute (Land Baden-Württemberg) ausgerichtet. Im Fokus des Wettbewerbs steht die inhaltliche Auseinandersetzung mit antiken Texten und die Weitergabe des kulturellen Erbes der Antike bis heute. Wir freuen uns sehr, dass in diesem Jahr Felicia Staud aus der KS1 mit großem Erfolg am 40. Landeswettbewerb Alte Sprachen teilgenommen. Unsere Kursstufenschülerin hat mit ihrer Arbeit zum Thema „Die Entstehung der Welt und des Menschengeschlechts (Ovid und Lukrez)“ die zweite Preiskategorie erreicht und damit einen Buchpreis und ein HORIZONTE-Seminarwochenende im Kloster Neresheim gewonnen. Wir freuen uns mit ihr und…